Von der Schulbank an die Werkbank – Was Abiturienten am Handwerk reizt

Bad Segeberg (em). Viele Abi-turienten, ein Akademiker und gleich drei Gesellinnen: Der Ausbildungsjahrgang überraschte bei der feierlichen Freisprechung der Tischler-Innung Segeberg.
Mit Stolz und Applaus wurden am Freitag, dem 11. Juli, im Restaurant am Ihlsee in Bad Segeberg neun Tischlerinnen und Tischler feierlich in den Gesellenstand erhoben. Die Freisprechungsfeier der Tischler-Innung Segeberg markierte für die Absolventinnen und Absolventen das Ende einer intensiven Ausbildungszeit – und den Beginn eines neuen beruflichen Kapitels. „Ich bin sehr stolz auf euch! Dieser Tag ist ein besonderer in eurem Leben“, begrüßte Thomas Jenning, Obermeister der Tischler-Innung Segeberg, die jungen Handwerker und ihre Familien.
Erst Studium,
dann Handwerk
Für seine besondere Leistung in der Prüfung nach der dreijährigen Ausbildungszeit wurde der 30-jährige Leon Hünecke als Jahrgangsbester ausgezeichnet. Der Hamburger absolvierte seine Ausbildung bei Ralf Staben in Henstedt-Ulzburg – nach einem ersten Bildungsweg, der ihn ganz woanders hinführte: Hünecke hatte zuvor Sport, Bewegung und Erlebnis an der Deutschen Sporthochschule in Köln studiert. „Ich habe damals überlegt, ob ich Tischler werden oder doch lieber Sport studieren soll“, erzählt Hünecke. Heute ist er froh über seine Neuorientierung ins Handwerk: „Ich bin gerne Tischler, weil ich mich gerne körperlich betätige. Am Ende sieht man das Produkt – und das erfüllt mich mit Stolz.“
Nach dem Abi
in die Tischlerei
Von den neun neuen Gesellen waren drei Frauen – ein erfreulicher Trend, der gerade in der Möbeltischlerei seit Jahren zu beobachten ist. Carina Steffen (Tischlerei Rickert, Seth) und Stina Jürges (Jan Broers, Wakendorf I) zählten mit Hünecke zu den besten Absolventinnen ihres Jahrgangs, und auch sie haben bis zum Abi die Schulbank gedrückt. Carina Steffen aus Rade hatte nach der Schule das Bedürfnis nach Praxis gespürt, die 22-Jährige schilderte: „Mir gefällt das filigrane und kreative Arbeiten. Gerade das Tischlerhandwerk bietet eine breite Vielfalt an Möglichkeiten.“ Stina Jürges aus Tensfeld (Jan Broers, Wakendorf I) hat mit dem Beruf der Tischlerin den Nagel auf den Kopf getroffen, wie sie sagte: „Ich bin sehr glücklich mit meiner Wahl. Holz ist ein fantastischer Baustoff, der total viele Möglichkeiten bietet. Es gibt eine große Auswahl an Hölzern und der Gestaltungsspielraum ist riesig.“
Die dritte Freigesprochene war Luisa Alexandra Trapp (Landesverein für Innere Mission, Rickling). Auch sie hat es nach ihrem Einser-Abi ins Handwerk gezogen. Ihr Vater Jörg Trapp war sehr stolz auf seine 22-jährige Tochter, die nun Tischlerin ist, er meinte: „Der Beruf macht ihr unheimlich viel Spaß. Sie hat an modernen Maschinen gelernt und konnte viel probieren.“
Autarkie
und Teamwork
Dass im Handwerk Fachkenntnisse, Kreativität und Lösungsorientierung zusammen mit Teamgeist und Eigenverantwortung Hand in Hand gehen, betonte auch Thomas Jenning. In seiner Ansprache sagte er: „Als Handwerker musst du autark sein. Du kannst etwas mit den Händen schaffen, was vorher nicht da war. Aber du musst zugleich auch teamfähig sein und in der Gruppe arbeiten können.“ Es war die letzte Freisprechung in seiner ehrenamtlichen Funktion als Obermeister, Thomas Jenning wird den Posten abgeben. Eine Nachfolge ist in Aussicht.
Außerdem überreichte Bernd Langbehn von der Hesebeck-Stiftung in Henstedt-Ulzburg fünf Gesellen einen Scheck. Die Stiftung fördert regelmäßig besondere Talente im Tischlerhandwerk. Die Innung sprach folgende Jungesellen und Junggesellinnen frei: Leon Hünecke (Ausbildungsbetrieb Ralf Staben - Tischlermeister) Henstedt-Ulzburg, Carina Steffen (Thomas Rickert - Tischlermeister) Seth, Stina Jürges (Tischlerei J. Broers GmbH) Wakendorf, Jasper Wrage (Christoph Schlätel - Tischlermeister), Weede, Sam Bornkast (Stephan Doriwat) Tangstedt, Hannes Hildebrandt (Die Tischler Möbelwerkstätte GmbH) Ahrensbök, Luisa Alexandra Trapp (Landesverein für Innere Mission) Rickling, Jacob Leo Skowronek (BS Camperwerk-Fahrzeugbau GmbH) Bad Bramstedt, Silas Stoltenberg (Christoph Schlätel - Tischlermeister), Weede.