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von Dirk Marquardt

Weltreise mit dem Fahrrad: Schon zwölf Länder auf dem Weg nach Asien durchquert

Auf den Straßen hatten Noah Will und Joshua Sellheim viele Begegnungen mit Einheimischen und wurden immer wieder eingeladen.

U

nsere Reise begann am Eutiner Marktplatz. Dass wir jetzt vor der Hagia Sofia in Istanbul stehen und hierher mit dem Fahrrad gefahren sind, können wir fast nicht glauben. Wir sind dankbar dafür, dass unsere Gesundheit mitspielt und wir es bis hierher geschafft haben. Und das ist ja noch nicht das Ende!

Wir hatten einen kalten und ungemütlichen Start in Deutschland. Der Alltag war von Minusgraden und Gegenwind am Elberadweg geprägt. Fast zwei Wochen lang hatten wir jede Nacht Minusgrade bis minus 6 Grad. Wir erreichten schließlich die Grenze nach Tschechien und verließen unsere Heimat. Nach Tschechien stießen wir auf erste Hindernisse in Österreich: Die Alpen. Wir hatten eigentlich geplant, vier Tage lang auf einem Pass die Alpen zu durchqueren (Sölkpass), doch leider war dieser verschneit und alle sagten, es sei zu gefährlich und der Weg wäre gesperrt. So mussten wir unsere Pläne ändern und fuhren über Slowenien schließlich nach Kroatien und erreichten das Mittelmeer.

In Slowenien hatten wir in einer Nacht Besuch von einem Wolfsrudel und hörten es die ganze Nacht heulen. Eine spannende und unheimliche Erfahrung. Entlang der Mittelmeerküste fuhren wir über die Inseln Krk, Rab, Pak in Richtung Bosnien & Herzegowina. Ein spannendes Land! Geprägt bis heute vom Krieg im Balkan. Zerstörte Gebäude und Autos ohne Nummernschilder. In der Zeit steckengeblieben? Doch das Land zeigte sich uns von der besten Seite. Nette Menschen und riesige Gastfreundschaft.

In Montenegro stießen wir wieder auf das Mittelmeer. Es wurde tropischer und wärmer. In Albanien folgten wir einem Fluss Richtung Norden. Albanien war ebenfalls wundervoll. Die Menschen haben uns zum Essen eingeladen und interessierten sich sehr für die Reise.

Nun folgte unser nächstes Land: Der Kosovo. Wenn man an den Kosovo denkt, denkt man an organisierte Kriminalität, illegale Waffen, den Balkankrieg und Landminen, die noch überall herumliegen. Doch wie ist das Land wirklich? So, wie es im Internet steht? Wir wollten es selber herausfinden und sind einmal durch den Kosovo gefahren. Es war ganz anders als gedacht! Direkt am ersten Tag wurden wir eingeladen zum Essen und zu Tee. Auf dem Weg zum Campingplatz nach der Einladung wurden wir noch drei mal eingeladen. Es wurde so extrem mit den Einladungen zum Tee & Kaffee, dass wir leider die meisten ablehnen mussten. An einem Tag wurden wir 20 Mal zum Tee eingeladen. Wenn man jede annehmen würde, schafft man fast keine Kilometer mit dem Fahrrad.

Das Land erschien uns sehr sicher und die Infrastruktur war viel besser als gedacht. Wir haben uns richtig wohlgefühlt in dem Land. Wir sprachen mit Einheimischen und erfuhren, wie es im Krieg war. Bedrückende Geschichten hörten wir. Einer zeigte uns ein Foto, auf dem er mit gerade einmal 15 Jahren mit einem Maschinengewehr dasteht und in den Krieg musste. Andere erzählen von der Flucht und der Verfolgung. Mittlerweile ist das Land wieder im Aufbau und das merkt man. Die Infrastruktur wird besser, der Müll wird aufgeräumt etc. Eine spannende Erfahrung! Im Positiven!

Es folgte Nordmazedonien. Dort hatten wir viele Erfahrungen mit Straßenhunden. Wir fanden tote Welpen am Straßenrand und wurden oft von Hunden angegriffen. Doch keiner hat sich bisher an uns herangetraut. Wir machten uns groß und blieben stehen und zeigten dem Hund, dass wir keine Beute sind, sondern dass er sich besser nicht mit uns anlegen sollte. Bisher hat das sehr gut funktioniert.

Noch schlimmer wurde es mit den Hunden in Griechenland. Dafür erreichten wir wieder das Mittelmeer und waren jeden Tag drei mal baden. Es fuhr sich super Fahrrad und wir machten gut Strecke. Ein Radreise-Traum! Wir fuhren nach Alexandroupolis und erreichten die türkische Grenze.

Entlang der Autobahn, die aber keine Autobahn ist, ging es Richtung Istanbul. Es gibt den türkischen Spruch „hast du einen Feind, dann schick ihn mit dem Fahrrad nach Istanbul!“. Wir dachten uns, klingt nach einer guten Idee, das einfach selber auszuprobieren. Und das taten wir. Mit dem Fahrrad nach Istanbul. Über achtspurige Straßen, teilweise ohne Seitenstreifen, in der Hoffnung, nicht überfahren zu werden. Es hat geklappt und wir rollten auf dem Platz vor der blauen Moschee und der Hagia Sofia ein. Nach 3.500 Kilometern und zwölf Ländern. Ein großes Etappenziel dieser Reise. Und nächste Woche verlassen wir Europa und betreten zum ersten Mal in unserem Leben Asien. Die nächsten Länder sind Türkei, Georgien, Armenien, Iran, Turkmenistan und noch weiter.... Viel weiter – einmal um die Erde eben!

Die Steppen und Hochebenen der Türkei beeindruckten uns. Erstmals hatten wir Probleme mit Hitze und dass uns das Wasser ausgeht. 30 C° haben wir jeden Tag. Hier in der Steppe gibt es nichts, auch keine Bäume. Keine Chance auf Schatten. Abwechslung brachte die Landschaft in Kapadokien. Die Eiszeit hat hier wundervolle Felsformationen geformt, in denen Häuser in den Fels gegraben sind.

Diese Reise kann man natürlich auf Social Media verfolgen (Instagram, YouTube, Tiktok) unter Unchained Expedition.  Wir bedanken uns herzlich bei allen die über unsere Website (www.
unchained-expedition.de) gespendet haben, um unseren Regenwald in Kanada zu beschützen.  Bisher sind 1.500 Euro zusammengekommen. Wir freuen uns natürlich sehr über weitere Spenden. Noah Will und Joshua Sellheim