Vandalismus und Bedrohungen am Seniorenheim
Bad SegebergDirk Zeglin ist verzweifelt. Der Hausmeister des Marienhofs in Bad Segeberg kämpft tagtäglich gegen Müll und Vandalismus. Gerade hat er einen Handwagen aus dem Gebüsch gezogen; schon früh am Morgen hat er begonnen, den Innenhof und das Umfeld der Senioreneinrichtung im Herzen von Bad Segeberg zu säubern. Einige Bewohner der Pflegeeinrichtung und Mieter der angegliederten Wohnungen trauen sich schon lange nicht mehr, alleine vor die Tür zu gehen.
Eine Mieterin möchte ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Wir nennen sie Erna Maier. Sie schildert einige Vorfälle: Jugendliche haben sie geschubst und bedroht. „Alte Schlampe, sieh zu, dass du in den Sarg kommst“, haben sie gerufen, sagt Erna Maier. Als der erste Schnee fiel, haben Jugendliche die Seniorin mit Schneebällen beworfen. Von einer Mitbewohnerin weiß sie, dass Jugendliche diese in die Ecke drängten und körperlich bedrohten.
„So kann das nicht weitergehen. Wir müssen etwas tun“, sagt Dirk Zeglin. Er hat Schilder an die Sitzbänke im Innenhof der Senioreneinrichtung gehängt. „Ab sofort ist der Aufenthalt von Jugendlichen auf dem gesamten Gelände des Marienhofs, im Innenhof und in der Tiefgarage aufgrund von Vandalismus und Vermüllung verboten“, steht dort geschrieben. Es dauert nicht lange, da lässt sich die erste Gruppe Jugendlicher auf den Bänken nieder. Dirk Zeglin spricht sie an, erklärt die Situation. Die Jugendlichen zeigen sich einsichtig und verlassen den Innenhof.
So funktioniert das leider nicht immer. Andere lassen sich sogar im Gebäude nieder. Wo die jungen Leute in Gruppen auftreten, ziehen sich die Senioren zurück. Für Lea-Marie Kues, die Assistentin der Einrichtungsleitung, ist der Zustand untragbar. „Die Jugendlichen bewerfen unsere Bewohner auf den Balkonen mit Eiern und Tomaten“, schildert Lea-Marie Kues einige Vorfälle. In der Tiefgarage hinterlassen sie Kot an den Wänden und kneifen die Kabel der Brandmelder durch. Im Innenhof haben Jugendliche Böller gezündet.
Einrichtungsleiter Sören Kühn sagt: „Für Vandalismus und Hetze gegenüber Mitarbeitern, Senioren und Mietern ist kein Raum bei uns – dem stellen wir uns entschieden entgegen. Wir zeigen Grenzen auf mit aktiven Gesprächen bis zu Verboten und rechtlichen Schritten, so ermutigen und unterstützen wir zum Beispiel Geschädigte bei Anzeigen. Wir sind im Austausch mit den Behörden und wünschen uns einen Schulterschluss und ein gemeinsames Handeln.“
Lea-Marie Kues hat die Polizei gebeten, vermehrt Streife zu gehen. Entschärft hat sich die Situation dadurch noch nicht. Hartmut Gieske vom Ordnungsamt Bad Segeberg kennt das Problem. Da die Vorfälle auf Privatgelände stattfinden, kann er nur beschränkt eingreifen. Er will die Jugendsozialarbeit der Stadt um Unterstützung bitten. Bei Bedrohungen und Angriffen rät Gieske, die Polizei einzuschalten.
Erna Maier sieht die Stadt in der Verantwortung. „Die Jugendlichen haben keinen Ort, an dem sie sich treffen und aufhalten können. Das sind ja nicht alles Banditen“, sagt sie
Straftaten wie das Werfen mit Eiern oder Tomaten sowie Schubsen wurden bei der Polizei nicht angezeigt. Das erklärt Michael Bergmann, der Pressesprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg. Ihm liegen im vergangenen halben Jahr zwölf Anzeigen wegen ruhestörenden Lärms vor. Michael Bergmann rät den Bewohnern und Mietern in solchen Fällen, die Polizei zu informieren. Dabei sollte sich niemand scheuen, den Notruf 110 zu wählen.
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