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von Gerald Henseler

Tierleid durch Mähroboter vermeiden Nur tagsüber mähen und nachts ausschalten

Kaum vorstellbar, wie sehr dieser Igel gelitten haben muss, nachdem ihn ein Mähroboter so zugerichtet hat.Foto: hfr

Borstel (kf). Es war ein jämmerliches Schreien, das Kim Finger-Clasen aus Borstel an einem Samstagmorgen nach dem Aufstehen vernahm. Als sie dem Schreien nachging, entdeckte sie einen Igel, der von einem Rasenmähroboter so stark verletzt wurde, dass der qualvolle Anblick und das Leid, des vor Schmerzen schreienden Tieres kaum zu ertragen war.

Sie brachte das Igelmädchen zur Tierärztin, die es nur noch einschläfern konnte, um das Tier zu erlösen. „Die linke Wange war komplett zerschnitten und die Mundhöhle lag offen, auch die Bauchhaut wurde flächig abgesäbelt. Dabei wurde leider auch die Scheide des Igelmädchens weggeschnitten und die Harnröhre lag frei“, erzählt die gelernte Tierarzthelferin und zwar bewusst so detailliert, weil sie alle Rasenmähroboter-Nutzer wachrütteln möchte, solche Qualen zu verhindern. Denn diese Igeldame ist leider kein Einzelfall. In den letzten Jahren beobachten Tierschützer und Tierärzte eine alarmierende Zunahme von Verletzungen bei Igeln, die durch den Einsatz von Rasenmährobotern verursacht werden.

„Besonders hoch ist das Risiko, wenn Rasenmähroboter noch in der Dämmerung oder in der Nacht in Gärten oder Parkanlagen mähen, denn genau in dieser Zeit sind die nachtaktiven Tiere unterwegs auf Nahrungssuche“, warnt Kim Finger-Clasen. Igel laufen bei Gefahr nicht weg, sondern rollen sich zusammen. Die meisten Rasenmähroboter überfahren sie und die scharfen Messer verletzen die Tiere extrem. „Die offenen Wunden des ohnehin schon stark leidenden Tieres ziehen auch häufig Fliegen an, die Eier auf dem verletzten Igel ablegen. Nach dem Schlupf fressen sich die Fliegenlarven dann immer tiefer in den Igel, der so qualvoll stirbt“, erzählt sie.

Auch bei Dieter Griem Gartentechnik in Bad Segeberg ist das Problem bekannt. Dort ist Jörg Pinnow Spezialist für den Verkauf sowie die Wartung und Reparatur der Mähroboter. „Ich programmiere jeden Mähroboter so, dass er nur am Tag mäht“, sagt er und habe dazu auch schon mit dem NABU Gespräche geführt. Die kabellosen Mähroboter der neuesten Generation wie der Sunseeker V3 verfügen bereits über ein 3D-Kamerasystem und einen KI Chip. Hindernisse, selbst wenn sie plötzlich auftreten, umfahren sie oder das Gerät stoppt. Ältere Modelle ohne diese Hightech sollten zum Wohle der Wildtiere nur zwischen 9 und 17 Uhr mähen. Eigenmächtiges Umprogrammieren könne er jedoch nicht verhindern. Hier sei Eigenverantwortung gefragt. Die qualvollen Folgen hätten diese Menschen dann selbst zu verantworten. „Allein im Sinne der Langlebigkeit der Mähroboter mache es aber keinen Sinn, diese nachts auf feuchtem Rasen mähen zu lassen“, betont Jörg Pinnow. Die Lager würden viel schneller verschleißen, was zu hohen Reparaturkosten führe.

„Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Gärten sichere Rückzugsorte für Igel und andere Wildtiere bleiben“, bittet die Biologin Kim Finger-Clasen. Außerdem appelliert sie an das Mitgefühl. Wer ein verletztes oder wie in ihrem Fall vor Schmerzen schreiendes Tier bemerkt, sollte nicht weghören, sondern helfen und einen Tierarzt oder Tierschutzorganisationen und ehrenamtliche Tierschützer kontaktieren.