Spannend, actionreich und in allen Rollen gut besetzt: Halbblut macht große Lust auf Wild-West-Spektakel am Kalkberg

Bad Segeberg (kf). Mit einer rundum gelungenen Premiere ist das Karl-May-Ensemble am Kalkberg in die 72. Spielzeit 2025 mit dem Stück Halbblut gestartet. Den gewohnt gut platzierten Startschuss gab Ministerpräsident Daniel Günther ab.
Zuvor hatten Geschäftsführerin Ute Thienel und Bürgermeister Toni Köppen als Aufsichtsratsvorsitzender der Kalkberg GmbH die Gäste, zu denen auch Vertreter von Medien, Politik, Wirtschaft, Theater und Film gehörten, begrüßt. „Mit dieser Vorstellung überschreiten wir die Zahl von 14 Millionen Besuchern der Karl-May-Spiele im Segeberger Freilichttheater seit Beginn 1952“, ließ Ute Thienel wissen und machte den Bekanntheitsgrad und die Reichweite der Karl-May-Spiele für die Kreisstadt deutlich. „Ein Image, dass man sich nicht kaufen kann“, nannte es Toni Köppen. Er sei dankbar, in der schönsten Stadt der Welt arbeiten zu dürfen. In einer Zeit von Krisen, Krieg und Katastrophen sei die Freilichtbühne ein Ort zum Durchatmen und Kraft schöpfen. Er empfahl sich zurückzulehnen und zu entspannen.
Doch dazu ist das Stück Halbblut nach dem Drehbuch von Michael Stamp und der gelungenen Inszenierung von Regisseur Nicolas König viel zu actionreich. Schüsse, Kämpfe, Flammen, Explosionen und etliche gewagte Stunts am Boden, zu Pferde, am Schwenkkran und auf der Seilbahn hoch über dem Freilichttheater lassen keine Langeweile aufkommen. Auch wenn jedem klar ist, dass dank Winnetou (Alexander Klaws) und Old Shatterhand (Bastian Semm) am Ende am Kalkberg das Gute siegt.
Doch auch die Bösen, das Ehepaar Leveret (Sonja Kirchberger und Francis Fulton-Smith) und Tokvi Kava (Joshi Peters) sowie der wankelmütige Halbblut-Krieger Ik Senanda (Sascha Hödl) spielen ihre Rollen mit Bravour. Balsam für die Ohren war der Gesang von Alina Arenz als Sally Ann ebenso wie der von Markus Schell zum Ende der Premiere. Ihn begleiteten 65 Sängerinnen des Frauenchors Great King Kate aus Lübeck und Hamburg. Ein überraschend schöner Gänsehautmoment.
Die schönsten Szenen sind beim Live-Theater aber immer noch die ungeplanten. Wenn beim Kampf die Perücke verloren geht, die Ungarische Post gefährlich breitbeinig wird oder der Adler eben nicht auf dem Arm von Alexander Klaws landen möchte. „Ko-Inta hat noch 71 Gelegenheiten, um auf Winnetous Arm zu landen“, überspielte Klaas den Fauxpas gekonnt und erntete großes Gelächter und Applaus. Den gab es mit Standig-Ovations dann am Ende für das gesamte Ensemble und vor allem für Harald Wieczorek als Majestät, der nach 46 Jahren seine letzte Saison am Kalkberg spielt und damit seine letzte Premiere erlebte. „Mir ist diesmal nichts passiert“, freute er sich im Stück, denn niemand starb in etlichen Rollen der vielen vergangenen Jahre häufiger und besser als er. „Das war‘s für mich, der Wilde Westen wird immer in meinem Herzen bleiben“, sagte er.