Sonderausstellung zu den Karl-May-Spielen 1975 bis 1980 mit Intendant Harry Walther Als der Wilde Westen wilder wurde

Bad Segeberg (kf). Der Beginn der Ära Harry Walther als Intendant über insgesamt sechs Spielzeiten bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg liegt 50 Jahre zurück. Für Norbert Rochna ein guter Anlass, sich mit ihm und der wohl spannendsten Zeit der Karl-May-Spiele von 1975 bis 1980 zu beschäftigen und ihr eine Sonderausstellung mit dem Titel „Als der Wilde Westen wilder wurde“ im Segeberger Bürgerhaus zu widmen.
Als Schauspieler von Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi hatte sich Harry Walther von 1961 bis 1968 am Kalkberg in die Herzen der Zuschauer gespielt. Als Anfang der 70er Jahre aber die Zuschauerzahlen stagnierten kehrte er 1975 recht plötzlich als Intendant an den Kalkberg zurück. Er probierte viel, um „seine“ Karl-May-Spiele damals noch voranzubringen. So wechselte er ab 1975 vom Sprech- zum Actiontheater mit viel mehr Bewegungen und Stunts. Er inszenierte zwei unterschiedliche Aufführungen an einem Tag. 1976 und 1978 waren es Winnetou I am Nachmittag und Winnetou II am Abend. 1977 wurde Der schwarze Mustang – Der Mestize am Nachmittag gespielt und abends Der schwarze Mustang – Trügendes Gold.
Harry Walther war es auch, der mit Raimund Harmstorf 1976 und 1979 den ersten Gaststar ins Ensemble an den Kalkberg holte. 1980 waren es mit Claus Wilcke und Chris Howland schon zwei Gaststars.
Drei Jahre lang, 1978 bis 1980, inszenierte Harry Walther zusätzlich Karl-May-Stücke als Kinderaufführungen, bei denen insgesamt 200 Kinder mitwirkten, die er als Statisten und Kleindarsteller auch für die anderen Aufführungen gewinnen wollte.
1975 gelang Harry Walther mit 145.000 Zuschauern ein neuer Rekord. 1976 waren es mit sehr viel mehr Aufführungen und Aufwand 160.000 Zuschauer, ab diesem Zeitpunkt schlitterten die Karl-May-Spiele in die Krise. So kamen 1980 nur noch 87.000 Zuschauer von denen 16.700 die Kindervorstellung Der Ölprinz besuchten.
„Der hat gerödelt wie ein Irrer, gute Kritiken erhalten und super Ensembles zusammengestellt, aber das Publikum blieb dennoch aus“, erklärt Norbert Rochna. Zu wenig Werbung und das Abdrehen des Wilden Westens im Kino und Fernsehserien werden unter anderem als mögliche Ursachen vermutet.
Lag die komplette Zuständigkeit bisher beim städtischen Ausschuss für Fremdenverkehr und Karl-May-Spiele und somit sämtliche Entscheidungsgewalt bei der Stadtvertretung, musste sich der Intendant ab 1980 mit der neu gegründeten Kalkberg GmbH und ihrer ersten Geschäftsführerin Anke Hemann auseinandersetzen. Die Zusammenarbeit der beiden war massiv gestört und endete mit dem Weggang Harry Walthers. Auf ihn folgte der Schauspieler Klaus-Hagen Latwesen als Intendant, Regisseur, Autor und Winnetou-Darsteller. Dennoch, die Publikumszahlen schrumpften. So sahen 1982 nach einer verkürzten Spielzeit nur noch 45.000 Zuschauer die Karl-May-Spiele. Erst ab 1983 ging es mit mehr Werbung für die Karl-May-Spiele wieder bergauf. Eine drohende Schließung konnte abgewendet werden.
Die Sonderausstellung zeigt 20 Textplakate sowie viele Fotos und Exponate aus dem Stadtarchiv und dem Kalkberg-Archiv von Hans-Werner Baurycza sowie einen 20-minütigen Film, den Harry Walther 1962 unter dem Titel „Begegnung mit Winnetou“ für das ZDF am Kalkberg und in den Kieskuhlen am Ihlsee drehte. Dieser ging jedoch nie auf Sendung. Wer die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Segeberger Bürgerhauses immer donnerstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr besucht, kann auch an einem Gewinnspiel teilnehmen. Ein von Norbert Rochna zusammengestelltes Begleitheft mit vielen Infos und Geschichten zur Ausstellung ist für drei Euro erhältlich.