Söte Tieden, sure Tieden mit Petra Wede

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von Gerald Henseler

Söte Tieden, sure Tieden mit Petra Wede

Petra Wede aus Hornsmühlen stellt in Hamhurg ihr neuestes plattdeutsches Buch vor. Foto: hfr

Hamburg (em). Auf der Plattdeutschen Buchmesse im Hamburger Lichtwarksaal stellt Petra Wede aus dem Seedorfer Ortsteil Hornsmühlen am Sonnabend, 11. November, ihr Buch Söte Tieden, sure Tieden vor, das vor kurzem im renommierten Quickborn-Verlag erschienen ist.

Nachdem bereits in drei Anthologien Geschichten von Petra Wede erschienen sind, hat sie sich wieder mit zwei in der plattdeutschen Szene gut bekannten Schrieverslüüd zusammengetan. Das Trio zeigt, dass das Plattdeutsche zwar verschiedene Dialekte hat, aber trotzdem für alle gut verständlich ist. Neben Petra Wede für Schleswig-Holstein gehört auch Bernhard Koch zum Autorenteam. Er ist bekannt als Stimme der plattdeutschen Nachrichten und der Sendung Wi snackt Platt auf NDR 90,3 und vertritt im Buch die Region Hamburg. Mit dem VHS-Kursleiter, der auch Studierenden Platt beibringt, hat sie schon gemeinsam im Redaktionsteam der Zeitschrift Dat Blatt op Platt gearbeitet. Für Niedersachsen ist der Lehrer im Unruhestand Hans-Hinrich Kahrs dabei. Er hat während seines Berufslebens viele innovative Projekte am Gymnasium Warstade in Hemmoor in Gang gebracht, so unter anderem die Platt-Schulklasse mit Erdkunde und Sport auf Plattdeutsch. Von Kahrs stammen auch viele hochklassige Hörspiele, die von Radio Bremen und dem NDR gesendet wurden.

Petra Wede gehörte dreieinhalb Jahre zum Autorenteam der NDR-Sendereihe Hör mal ´n beten to. Daher stammt auch ein Teil ihrer Geschichten im Buch Söte Tieden, sure Tieden. Das sind vor allem die kürzeren, söten Geschichten. Gern schreibt sie aber auch längere Geschichten, die  – wie im wahren Leben – nicht immer gut ausgehen.

Wenn Petra Wede gefragt wird, woher sie die Ideen für ihre Geschichten nimmt, antwortet sie gern: „Wat mi so in de Mööt kümmt“, was ihr also gerade so über den Weg läuft. Was sie liest, im Fernsehen sieht oder was ihr erzählt wird, verarbeitet sie genauso in ihren Geschichten wie völlig frei Erfundenes.

„Meine Geschichten sind im Kopf schon fix und fertig, wenn ich sie aufs Papier bringe. Bei der Arbeit im Garten habe ich ausreichend Zeit dafür, eine Geschichte zu entwickeln und die muss dann nur noch getippt werden“, erzählt sie.

Die Idee für das Buch-Cover, das ein Stück Torte mit Rollmops zeigt, stammt von Bernhard Koch, denn: „Torte und Rollmops, süß und sauer – so ist das Leben.“ Dem schreibenden Platt-Trio Wede, Kahrs und Koch war es besonders wichtig, dem Publikum mehr als nur humorvolle Alltagsbetrachtungen zu bieten und zu zeigen, was man auf Plattdeutsch alles sagen kann. So hat Hans-Hinrich Kahrs zum Beispiel eine Geschichte beigesteuert, in der es um ein Mädchen geht, das auf ein Spenderherz wartet und in einem Blog als Countdown die Spanne bis zu ihrem Lebensende betrachtet. Besondere Herzensangelegenheit von Bernhard Koch ist die Geschichte De Tähnen tosomenbieten mit Erlebnissen von Ostpreußen-Flüchtlingen im Jahr 1945. Petra Wedes persönliche Highlights sind De spaansche Bibel, eine Geschichte über einen jungen Obdachlosen, die genau so passiert ist und das Liebesgedicht am Ende des Buches.

Ein paar Tipps zur Aussprache und ein Lütt Lexikon, in dem die schwierigsten Wörter erklärt werden, erleichtern auch Ungeübten das Lesen.

Plattdeutsch gelernt hat Petra Wede in ihrer Familie. „Mit mir wurde immer Hochdeutsch gesprochen. Aber untereinander haben meine Eltern und die Omas Platt gesnackt. Als ich 15 war, zog meine Oma zu uns und ich dachte: „Warum soll sie immer von Hoch auf Platt umschalten? Das kann ich doch auch.“ Also habe ich einfach losgesprochen und es hat sofort geklappt. Ich hatte es ja jeden Tag im Ohr.“

Dass das Niederdeutsch Petra Wede sehr am Herzen liegt, zeigen ihre vielfältigen Aktivitäten. So möchte die gelernte Bankkauffrau, die seit sechs Jahren in der Friedhofsverwaltung arbeitet, das Plattsnacken nicht nur für sich behalten. Elf Jahre lang hat sie ehrenamtlich an der Grundschule in Schlamersdorf in den dritten Klassen Platt unterrichtet. Petra Wede ist auch Mitglied der Museumsgruppe Torhaus Seedorf. Klar, dass sie dort auch Führungen auf Platt anbietet. Vor sieben Jahren tat sich eine Gruppe von fünf Frauen zusammen, um bei ihr Plattdeutsch zu lernen. Mittlerweile bestehen die „Plattsnacker“ aus neun Frauen und Männern, die sich monatlich treffen, um ihr Platt zu verbessern. Auch im Heimatverein ist die 54-jährige aktiv. Schon einige Jahre bereichert sie das Heimatkundliche Jahrbuch mit ihren niederdeutschen Beiträgen.

Bei der Plattdeutschen Buchmesse in der Neanderstraße 22 bei der S-Bahnstation Stadthausbrücke findet am ersten Tag um 13 Uhr eine Kurzlesung mit dem Platt-Trio Wede, Kahrs und Koch statt, hinterher werden Bücher signiert. Die ganze Buchmesse läuft am Sonnabend, 11. November, und Sonntag, 12. November, von 12 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bis nach Nordniedersachsen ist Petra Wede auch mit Lesungen unterwegs. Am liebsten bleibt sie aber in der Region. „Vielleicht klappt es ja bald mal wieder.“


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