Psychiatriefilm beschäftigt sich mit Bipolarität Wenn die Gefühle Achterbahn fahren

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von Gerald Henseler

Psychiatriefilm beschäftigt sich mit Bipolarität Wenn die Gefühle Achterbahn fahren

Andreas Schmidt ist bipolar. Im Film von Andrea Rothenburg kommt er zu Wort. Foto: rothenburg

Bad Segeberg (em).  Schlechte Tage kennt eigentlich jeder, gute zum Glück auch. Kein Wunder also, dass man mal betrübt ist oder glücklich. Bei Menschen mit einer bipolaren Störung - auch als manisch-depressive Erkrankung bekannt - ist das anders: Sie fallen oft ohne ersichtliche Gründe von einem Extrem ins andere. Je nach Ausprägung der Störung gehen manische und depressive Episoden mal direkt ineinander über, mal liegen Jahre symptomfreier Zeit dazwischen. Etwa drei Prozent der Bevölkerung in Deutschland, also etwa 2,5 Millionen Menschen, sind betroffen. Obwohl die Erscheinungsformen der bipolaren Erkrankung Ärzte schon seit 2000 Jahren beschäftigen, steht die Aufklärung der Allgemeinheit noch ganz am Anfang.

Filmemacherin Andrea Rothenburg widmet sich nun mit einem eigenen Film dem Thema. Nachdem ihre YouTube Kurzfilm-Serie „bipolar hautnah“ 2021 mit dem Ulrike-Fritze-Lindenthal-Preis ausgezeichnet wurde, gibt es jetzt auch die Dokumentation „bipolar hautnah - Der Film“. Rothenburg präsentiert ihn im Bad Segeberger Kino CinePlanet 5. Im Fokus stehen Menschen, die an einer bipolaren Störung leiden. Am Freitag 28. April, um 19.30 Uhr und am Donnerstag, 4. Mai, um 17.30 Uhr gibt es die Möglichkeit, den Film zu sehen und anschließend ins Gespräch zu kommen.

Die Juristin Jutta Berger, der Musiker und TikToker Erik Formosa und der Künstler Andreas Schmidt klären eindrucksvoll mit Unterstützung ihrer Angehörigen und den Fachleuten Prof. Dr. Andreas Reif und der Ärztin Dorothea Schweigard über die Bipolare Störung und das Leben mit den „ups and downs“ auf.

Was ist eine Bipolare Störung? Ist sie heilbar? Wie kann man mit ihr leben? Was macht die Erkrankung mit den Betroffenen und ihren Angehörigen? Was kann helfen?

Zur Premiere im Februar in Berlin strömten 600 Menschen ins Kino, um den Film zu sehen und die Protagonisten zu feiern. Andrea Rothenburg ist stolz auf die Mitwirkenden des Films: „Ich bin dankbar, dass sich so tolle Menschen vor der Kamera geöffnet haben und den Zuschauern tiefe Einblicke gewähren.“ Einer der Mitwirkenden ist Andreas Schmidt, der als Tante Woo die Menschen mit seinem Gesang verzaubert. Er wird am 28. April, neben anderen Erfahrungsexperten aus dem Kreis Segeberg und einer  Vertreterin der KIS (Kontakt - und Informationsstelle für Selbsthilfe), im Kino sein und sich bei der anschließenden Diskussion den Fragen der Zuschauer stellen. „Jeden Morgen sage ich mir, versuche das Leben zu genießen und auch schlechte Tage zu akzeptieren. Ich arbeite daran, der Depression und der Bipolarität den gleichen Raum zur Existenz zu geben, wie den ruhenden Phasen. Vielleicht rettet mich diese Einstellung, dem Wunsch nicht mehr leben zu wollen, nicht nachzugeben. Deshalb ist der Film so wichtig“, betont Andreas Schmidt.

Andrea Rothenburg: „Ich lerne immer wieder bipolare Menschen kennen, die lange gar nicht gewusst haben, unter welcher Erkrankung sie leiden. Häufig wurden sie nur wegen Depressionen behandelt, waren medikamentös nicht richtig eingestellt und hatten einen langen Leidensweg, nicht selten auch mit fatalen Folgen. Mit der passenden Diagnose können Menschen einfach besser behandelt werden und das Suizidrisiko wird gesenkt, denn die Suizidrate ist bei der Erkrankung besonders hoch.“

Der Film wurde von Psychiatrie-Filme im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS e.V.) produziert. Die DGBS e.V. möchte mit diesem Film die Erkrankung in die Öffentlichkeit tragen und den Betroffenen und ihren Angehörigen zeigen, dass es Hilfe und Wege gibt, mit der Erkrankung zu leben. Eine prominente Unterstützerin hierbei ist die Schauspielerin Eleonore Weisgerber, die ihre eigene Stiftung „in Balance“ gegründet hat und zu Beginn des Films ihre Motivation verdeutlicht.

Bekannte Persönlichkeiten wie Vincent van Gogh oder Robert Schumann sowie auch Frank Sinatra und Marilyn Monroe litten an der Erkrankung. Andrea Rothenburg erläutert: „Auch heute noch ist das Krankheitsbild in Deutschland mit viel Scham besetzt. In Amerika dagegen wird schon offener über die Bipolare Störung gesprochen.

So ist zum Beispiel bekannt, dass Lady Gaga, Mariah Carey, Mike Tyson, Sting und viele andere an einer manischen Depression leiden. Ich würde mir wünschen, dass auch deutsche Prominente den Schritt gehen, sich zu der Erkrankung zu bekennen, um sie zu enttabuisieren.“

Kartenreservierungen sind unter der Rufnummer 04551/ 800400 und auf der  Website www.cp5.de möglich. Der Eintritt kostet zehn Euro.


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