Nach Schließung der Wohngruppe Gönnebeker Kinder: Müssen jetzt auch die Volljährigen ausziehen?

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von Gerald Henseler

Nach Schließung der Wohngruppe Gönnebeker Kinder: Müssen jetzt auch die Volljährigen ausziehen?

Maurice und Ricarda Irmer möchten gern im Haus der ehemaligen Wohngruppe Gönnebeker Kinder wohnen bleiben.Foto: ohe

Bornhöved (ohe). Ricarda Irmer hat Flieder gepflückt. Sie stellt die duftenden Zweige in einer Vase auf den großen Esstisch in der Küche ihrer Wohngruppe. Es ist leer geworden in dem Haus, in dem es bis vor wenigen Wochen noch lebhaft zuging. Zwölf Kinder und Jugendliche lebten mit ihren Betreuern in  dem Haus. „Die Deko sollte auch schon weg. Doch die habe ich noch einmal gerettet“, sagt die 20-Jährige. Mit ihrem Bruder Maurice und einer 17-jährigen Schülerin lebt sie in dem Haus der ehemaligen Wohngruppe Gönnebeker Kinder.

Der Trägerverein Kinder- und Jugendhilfe-Verbund Ostholstein-Plön löste die Gruppe aufgrund Personalmangels auf. Nur die volljährigen Bewohner und ein Mädchen, das kurz vor dem Schulabschluss steht, durften bleiben. „Jetzt müssen auch wir raus“, sagt Ricarda Irmer. Patrick Becker, Regionalleiter des  Kinder- und Jugendhilfe-Verbundes Ostholstein-Plön, weiß davon nichts. „Von uns aus können Ricarda und Maurice Irmer so lange bleiben, wie sie möchten“, sagt Becker.

Ricarda Irmer widerspricht dem. „Der KJHV hat uns zur Auflage gemacht, nach anderen Wohnmöglichkeiten zu schauen. Wir müssen nachweisen, dass wir aktiv auf der Suche nach Wohnungen sind, um hier bleiben zu dürfen“, sagt sie.

Aufgrund seine Schweigepflicht gibt Patrick Becker nur allgemein gehaltene Auskünfte. Ziel der Hilfen ist es, junge Menschen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, aber noch nicht 27 Jahre alt sind, weiterhin sozialpädagogisch zu unterstützen. Diese Unterstützung kann nötig sein, um den Übergang in die Selbstständigkeit zu erleichtern und sicherzustellen, dass diese jungen Erwachsenen eine eigenständige Lebensführung erreichen können.

„Die Hilfe kann verschiedene Formen annehmen, wie etwa Beratung und Unterstützung im Alltag, Hilfe bei der Ausbildung und Berufseinstieg oder Unterstützung bei der psychosozialen Entwicklung und bei der Bewältigung persönlicher Probleme. Der Paragraph regelt auch, wie die Unterstützung gewährt und verlängert werden kann und setzt voraus, dass die jungen Volljährigen mit den Maßnahmen einverstanden sind und diese aktiv mitgestalten“, führt Becker aus.

Die Wohnungssuche kann unter diese Hilfen fallen, die jungen Volljährigen gewährt werden. Dies ist besonders relevant, wenn es um die Unterstützung bei der Verselbstständigung und des eigenständigen Wohnens geht. Die Hilfe zur Wohnungssuche kann als Teil der sozialpädagogischen Unterstützung angesehen werden, die darauf abzielt, den jungen Erwachsenen zu befähigen, ein selbstständiges Leben zu führen. Dies umfasst nicht nur die reine Suche nach einer Wohnung, sondern kann auch Unterstützung bei der Beantragung von Wohngeld, der Einrichtung der Wohnung und der Klärung rechtlicher Fragen beinhalten.

Sämtliche Ziele und Vereinbarungen werden zwischen Jugendamt, den Hilfe empfangenden und dem hilfeleistenden Trägern in der sogenannten Hilfeplanung geschlossen. Der KJHV leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Die Betreuer gehen die vereinbarten Ziele gemeinsam mit den jungen Menschen an, erledigen sie aber nicht für sie.

„Am Ende entscheidet das Jugendamt über die Gewährung oder Beendigung einer Hilfe, es sei denn, es treten Umstände ein, die eine Leistungserbringung durch den Träger nicht mehr möglich machen, wie am Beispiel Personalmangel der Wohngruppe Bornhöved deutlich wurde. Aus jetziger Sicht können wir sagen, dass wir die aktuellen Hilfen aufrecht erhalten können, solange der Auftrag des Jugendamtes besteht, die Hilfen zu leisten“, erklärt Patrick Becker.

Riccarda Irmer wohnt seit neun Jahren in der von Marion Schneider gegründeten Wohngruppe. Sie hat sich hier immer sehr wohl gefühlt. Es gab feste Strukturen im Alltag, gemeinsame Essenszeiten, Hilfe bei den Hausaufgaben, die Aufteilung von Haushaltstätigkeiten. Ricarda und ihr Bruder mochten das sehr. Marion Schneider ist für Ricarda Irmer ein großes Vorbild. sie will in ihre Fußstapfen treten. Die Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin hat sie bereits abgeschlossen. Jetzt bildet sie sich zur Erzieherin weiter. Ihr Ziel ist es, selbst einmal als Erzieherin in einer Wohngruppe für Jugendliche tätig zu werden.


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