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von Gerald Henseler

Nach 46 Jahren verlässt Harald Wieczorek die Karl-May-Spiele: Majestätischer Abschied

Mann mit Cowboyhut vor Halblut-Plakat.
Harald Wieczorek nimmt Abschied von den Karl-May-Spielen. Vor 46 Jahren war er erstmals dabei.Fotos: ohe

Bad Segeberg (ohe). Jede Vorstellung im Freilichttheater am Kalkberg ist für Harald Wieczorek ein kleiner Abschied. Wenn er in der Rolle der Majestät winkend aus der Arena reitet, gibt es stehende Ovationen. Denn das Publikum weiß: Für den 77-Jährigen ist es die letzte Saison bei den Karl-May-Spielen.

Harald Wieczorek hatte gerade die Schauspielschule absolviert, als er 1979 sein Debüt am Kalkberg gab. Alle Rollen waren bereits besetzt. Doch Regisseur Harry Walther suchte noch Stuntleute. Für den Kampfsportler und ausgebildeten Fallschirmspringer Harald Wieczorek war das kein Problem. „Als Einstellungstest sollte ich den Kosakensprung vorführen“, erinnert sich Harald Wieczorek. Sein Pferd scheute, er fiel Harry Walther vor die Füße, klopfte sich den Staub von der Hose und zeigte den Kosakensprung. Danach war er eingestellt.

In seiner ersten Rolle als Ponca sprach er kein Wort. Das änderte sich bald. 1984 holte Intendant Klaus-Hagen Latwesen Harald Wieczorek zurück an den Kalkberg. In der Inszenierung „Unter Geiern“ spielte Wieczorek den Häuptling Wohkahdeh. „Das war meine schönste Rolle“, sagt Wieczorek heute.

Benzinbombe explodierte zwischen den Beinen

Ein Jahr später spielte er die Titelrolle in Der Ölprinz. Dabei kam es zu dem tragischsten Unfall in der Geschichte der Karl-May-Spiele: Als Ölprinz sollte Harald Wieczorek von einem Felsen in ein nur eineinhalb Meter tiefes Wasserbecken stürzen. Er hatte eine Benzinbombe zwischen den Beinen, die kurz nach dem Sturz explodieren sollte. Doch die Bombe explodierte zu früh. Harald Wieczorek brannte. „Zum Glück trug ich einen Neoprenanzug“, berichtet Wieczorek. Der Anzug bewahrte die bedeckten Körperteile vor schwereren Verbrennungen. Vier Wochen später stand Harald Wieczorek wieder in der Arena und wiederholte den Stunt. „Vorher hatte ich Albträume“, erzählt der Schauspieler.

1999 verletzte sich Harald Wieczorek ein zweites Mal schwer bei einer Vorstellung. Als Gegenspieler von Halbblut-Darsteller Nicolas König lieferte er sich einen achteinhalb Minuten langen Kampf mit fünf verschiedenen Waffen. Kurz davor kam es zu einem Sturz. „Mir war ein Kind vor das Pferd gelaufen, es scheute und ich fiel auf den Kopf“, erzählt Harald Wieczorek. Er musste bewusstlos aus dem Theater getragen werden. Trotzdem spielte er noch 14 Vorstellungen weiter, bis er zusammenbrach. Die Ärzte stellten ein Blutgerinnsel im Gehirn fest. „Das hätte schiefgehen können“, weiß Wieczorek. Seine Rolle übernahm Joshy Peters.

„Heute sind solche Unfälle nicht mehr möglich“, glaubt der Schauspieler. „Sicherheit ist unter der neuen Leitung oberstes Gebot.“ Seit 2008 ist Harald Wieczorek bei jeder Inszenierung am Kalkberg dabei. Oft spielte er gleich mehrere Rollen. „Wenn dich das Karl-May-Fieber gepackt hat, dann lässt es dich nicht mehr los. Wir sind hier eine große Familie. Viele von uns kennen sich seit Jahren“, sagt Harald Wieczorek.

Abschied lange
geplant

2022 plante Wieczorek seinen Abschied von den Karl-May-Spielen. Doch dann bekam er das Angebot, Karl May zu spielen. Kein anderer vor ihm hatte je diese Rolle übernommen. „Das war für mich eine große Ehre“, sagt Harald Wieczorek.

Zusammen mit der Geschäftsführung der Spiele und Autor Michael Stamp plante Harald Wieczorek im vergangenen Jahr seinen Fortgang. In der Rolle der Majestät feiert Harald Wieczorek einen würdigen Abschied.

„Zur Premiere im nächsten Jahr komme ich wieder“, verspricht Wieczorek. Solange er sich fit fühlt, will er jedes Jahr an den Kalkberg zurückkehren. Mit seiner Frau Monica ist er gerade auf einen Bauernhof in Bayern gezogen. Seinen Wohnsitz in Andalusien behält er, um dort die Wintermonate zu verbringen. In Zukunft möchte sich der Schauspieler mehr seiner zweiten Leidenschaft, dem Schreiben, widmen. Gerade ist sein fünfter Roman Die geballte Faust der Rache erschienen. „Das ist ein harter Thriller und schon Verlagsbestseller“, erklärt Wieczorek. Die Schauspielerei will er nicht ganz aufgeben. Gerade plant er einen Film mit Katy Karrenbauer.