Lieselotte und Johann Damrau aus Weede: Liebe zwischen West- und Ostpreußen

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von Gerald Henseler

Lieselotte und Johann Damrau aus Weede: Liebe zwischen West- und Ostpreußen

Weede (mq). Der zweite Weltkrieg hat auch für Lieselotte und Johann Damrau Schicksal gespielt. Während Johann in Westpreußen auf einem Bauernhof aufwuchs, wurde Lieselotte in Fürstenau in Ostpreußen geboren. Beide verschlug es durch Flucht und Vertreibung nach Schleswig-Holstein, wo sich das Paar in Schacht-Audorf kennenlernte. Am 21. März 1959 gaben sich die beiden das Ja-Wort, so dass sie seit gestern 65 Jahre verheiratet sind. Am Sonntag wird die Eiserne Hochzeit im Familienkreis in Weede gefeiert.

Die beiden 88-Jährigen leben noch alleine in ihrem Haus und versorgen sich selbst. In dem Gebäude in der Mielsdorfer Straße, in dem früher die Dorfschule war, wohnt auch noch die älteste Tochter Birgit, die täglich nach ihren Eltern schaut. Zur Familie gehören zudem die Töchter Sigrid und Astrid, Sohn Johannes und drei Enkel.

Lieselotte und Johann Damrau sind sich beim Tanz begegnet. „Am Sonnabend war immer Tanz im Dorf. Da sind alle jungen Leute hingegangen“, sagt Lieselotte, die mit ihre Mutter und sieben Geschwistern in Schacht-Audorf im Barackenlager unterkam. Ihr Vater fiel im Krieg. Johann flüchtete ebenfalls mit seiner Mutter, während sein Vater zehn Jahre in polnischer Kriegsgefangenschaft  verbringen musste. 1955 kam er nach Schacht-Audorf, starb aber drei Jahre später an Tuberkulose.

Damrau lernte zunächst Dreher auf der Nobiskrug-Werft in Rendsburg, verwirklichte dann aber seinen Berufswunsch im sozialen Bereich und wurde Heim-erzieher. Mit dem Motorrad war das junge Paar damals viel unterwegs, erkundeten mit Zelt im Gepäck die Gegend.

Nach der Hochzeit erhielt Johann Damrau im Jahr 1960 einen Ruf aus Bad Segeberg. Dort trat er seinen Dienst in den Heilpädagogischen Kinderheimen Bad Segeberg/Stipsdorf an. Im Kastanienweg waren sechs Kinder untergebracht, um die sich Damrau kümmerte. Zunächst pendelte er zwischen Schacht-Audorf und seiner Arbeitsstätte, dann lebte die Familie in Wahlstedt und Bad Segeberg, bis 1970 die Heimleiterwohnung im Kastanienweg frei wurde. Später absolvierte Johann Damrau die Zusatzausbildung zum staatlich anerkannten Heilpädagogen und war auch den Konzepten für das Kinderheim in Stipsdorf beteiligt.

Neben dem Beruf ließ sich Johann Damrau zum Rettungsschwimmer ausbilden und brachte den Heimkindern das Schwimmen in der Badestelle am Großen Segeberger See bei. 30 Jahre war er Leiter der DLRG-Ortsgruppe in Bad Segeberg.

Mit ihren Kindern waren Lieselotte und Johann Damrau so oft es ging beim Schwimmen, fuhren mit dem Wohnwagen in der Urlaub, unter anderem nach Italien. Auch ihre alte Heimat haben sich beide angeschaut. Weil Johann Damrau in den 80er Jahren Hilfstransporte nach Polen organisiert hatte, war er mehr als 80 Mal dort. In Polen verbrachte er auch mit den Heimkindern Ferienfreizeiten. Seit 2000 genießen die beiden ihren Lebensabend in ihrem Haus in Weede.


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