Landwirtschaftskammer verleiht Green-Care-Zertifikate Ein Lächeln durch Hühner und Ziegen
Rendswühren (ohe). Kirsten Voß-Rahe hat schon öfter Gäste aus Seniorenheimen zu Besuch auf dem Hof Viehbrook in Rendswühren gehabt. Die Reaktionen der älteren Menschen überraschen sie immer wieder. Menschen, die schon lange nicht mehr gesprochen haben, erzählen beim Streicheln von Hühnern, Hasen oder Ziegen plötzlich wieder. Nahezu alle lächeln und bekommen strahlende Augen beim Kontakt mit den Bauernhoftieren.
Sie ist eine von 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, denen Ute Volquardsen, die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, jetzt Green-Care-Zertifikate überreichte. Seit zehn Jahren bietet die Landwirtschaftskammer diese Ausbildung an. Sie befähigt Betriebsleiterinnen, Betriebsleiter und Angestellte, soziale Angebote auf landwirtschaftlichen Betrieben anzubieten.
„Die Nachfrage ist riesig“, erklärt Maria Nielsen. Sie bildet die Landwirte und Landwirtinnen aus. Viele landwirtschaftliche Betriebe erhoffen sich durch soziale Angebote eine zusätzliche Einnahmequelle. Pflegeeinrichtungen suchen nach Möglichkeiten, um den Betreuten Abwechslung zu bieten.
Besonders gefragt sind Wohnangebote auf landwirtschaftlichen Betrieben. Davon gibt es nur sehr wenige. Auch Tagesbetreuungen und stundenweise Betreuungen sind gefragt. Kirsten Voß-Rahe will zunächst Seniorinnen, Senioren und beeinträchtigten Menschen ein zwei- bis dreistündiges Programm anbieten. Für das kommende Jahr überlegt sie, für Menschen mit Beeinträchtigungen, ein Mini-Werkstattangebot einzurichten. Ein oder zwei Tage pro Woche könnten Menschen mit Beeinträchtigungen dort arbeiten.
Fachgerechte, durchdachte und gut kalkulierte Angebote für demenzerkrankte Menschen und Menschen mit Behinderungen waren Inhalte des Green-Care-Lehrgangs. Auf sechs verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben erlebten die Teilnehmenden die Praxis. „Wenn man einen Tag mit erwachsenen Autistinnen und Autisten auf einer Schafsweide in Dithmarschen verbringt, dann ändert sich die Sichtweise“, schildert Kirsten Voss-Rahe ihre Erfahrungen.
Die Europäische Innovationspartnerschaft Agrar fördert das Projekt. Schleswig-Holstein hat dabei bundesweit eine Vorreiterrolle.