Hubert Brosche hat das erste Serien-E-Bike wieder flottgemacht

Bad Segeberg (ohe). Das Anfahren mit der Solo Electra ist gewöhnungsbedürftig. „Achten Sie bitte darauf, dass vor Ihnen genügend freier Raum für den ersten Fahrversuch vorhanden ist. Beim Anfahren werden Sie eine verhältnismäßig starke Anfangsbeschleunigung feststellen,“ warnt die Bedienungsanleitung des Elektro-Fahrrades. „Einer meiner Freunde ist damit gleich gegen die Wand gefahren“, sagt Hubert Brosche. Der Bad Segeberger ist Mitglied im Veteranen Fahrzeug Verband und hat schon viele historische Zweiräder restauriert und wieder aufgebaut. Jetzt hat Brosche eines der ersten Elektro-Fahrräder wieder fahrtüchtig gemacht. 52 Jahre hat das E-Bike auf dem Buckel. Zwei große 24 Volt-Blockbatterien sorgen für eine Reichweite von rund 30 Kilometern und machen die Electra sehr schwer. Ohne den Elektroantrieb ist das Strampeln auf der Electra sehr anstrengend. „Das schaffst du nur 100 Meter“, meint Brosche.

Aus Kostengründen hat der Hersteller Solo bei seinen E-Fahrrädern auf eine elektronische Steuerung verzichtet. So lässt sich der Motor nur Ein-oder Ausschalten.  Beim Starten bringt der Motor seine 0,85 Kilowatt direkt auf die Straße, was zu einem rasanten Blitzstart führt.

Ein halbes Jahr lang hat Hubert Brosche mit Unterstützung seiner Montagsschrauber an dem E-Bike-Veteranen gearbeitet. „Mir macht es Spaß, Schrotthaufen wieder in Gang zu bringen“, sagt Brosche. Laufen die Zweiradveteranen erst wieder, schwindet bei Brosche das Interesse. „Ich bin kein Sammler“, meint Brosche.

Aufgrund der Ölkrise zu Beginn der 1970er Jahre dachten Ingenieure über elektrisch angetriebene Fahrzeuge nach. Die Firma Solo Kleinmotoren aus Sindelfingen entwickelte während der 1970er und 1980er Jahre mehrere Mofa- und Mopedmodelle. Die Solo Electra ist das erste Elektrofahrzeug Europas, das in Serie produziert wurde. Die Marken Hercules und DKW bauten die Electra in Lizenz. Die Kaufhausketten Neckermann und Quelle gehörten zu den großen Vertriebspartnern. „800 bis 1.000 D-Mark kostete die Electra damals“, erklärt Brosche. Großen Erfolg hatte Solo mit dem ersten E-Bike nicht. „Das war ein Flop. Es wurden nur etwa 2.000 Stück verkauft“, weiß Brosche. Die geringe Reichweite des E-Bikes war das Hauptproblem.