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von Gerald Henseler

Grabhügel in Itzstedt erzählen Geschichte: Archäologen sichern Bronzeschwert

Archäologe zeigt Funde auf archäologischer Ausgrabung.
Grabungsleiter Matthias Lindemann zeigt die Stelle, an der das Bronzeschwert gefunden wurde. Das stark abgetragene erste Hügelgrab ist an dieser Stelle kaum noch erhalten.Foto: kf

Itzstedt (kf). In Itzstedt haben Archäologen des Landesamtes Schleswig-Holstein bei Grabungen auf Flächen der Landgesellschaft Schleswig-Holstein, auf denen laut Bebauungsplan 21 im kommenden Jahr ein vier Hektar großes Wohngebiet mit 140 Wohneinheiten entstehen soll, einen spannenden Fund gemacht.

Das Team um Grabungsleiter Matthias Lindemann entdeckte zwei bronzezeitliche Grabhügel, die durch landwirtschaftliche Tätigkeiten schon stark abgetragen waren. Bei Grabungen kam eine Grabkammer aus Feldsteinen zum Vorschein, in der sie ein 65 Zentimeter großes, stark korridiertes Bronzeschwert fanden, wie es sich vor mehr als 3.000 Jahren nur Wohlhabende aus der lokalen Oberschicht leisten konnten. „So einen besonderen Fund habe ich in meiner 20-jährigen Berufstätigkeit noch nicht gehabt“, sagt Matthias Lindemann, betont aber auch: „Wir Archäologen graben nicht nach Schätzen sondern nach Informationen. Die Gräber erzählen uns viel über die Lebenden.“

Auch wenn die organischen Überreste wie das ursprüngliche Skelett und der Eichenbaumsarg durch den sauren Boden längst vergangen sind, blieben einige wertvolle Beigaben erhalten. Dazu gehören neben dem Bronzeschwert auch ein Zahn sowie Fragmente einer bronzenen Nadel und ein Keramikgefäß. An dem Schwert anhaftend wurden organische Reste nachgewiesen, die vermutlich die Schwertscheide bildeten. „Hier könnte es sich um Tierfell gehandelt haben“, so Lindemann. Nähere Klärungen werden weitere mikroskopische Untersuchungen im Labor ergeben.

In einer extrem aufwendigen zwölfstündigen Aktion war dem Team die Blockbergung des Schwertes in einem Stück gelungen. Dabei wurde der empfindliche Fund mit der ihn umgebenden Erde als Block wie ein Paket geborgen, in eine Kiste gelegt und eine 6mm dicke Stahlplatte mittels Bagger zur Stabilisierung unter den Kistenboden geschoben und zur Restaurierung an das Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig überführt. „Das war eine tolle Teamleistung, es haben alle alles gegeben“, schwärmt der Grabungsleiter.

Noch bis Ende der Woche laufen die Grabungen, eventuell könnte sich im ersten Grabhügel unter dem Schwert ein weiteres Grab befinden und auch im zweiten Grabhügel, der besser erhalten ist, aber keine Grablegungen enthält, gab es Scherbenfunde, die von Urnen stammen könnten und weitere Spuren von Verbrennungen. Ob es sich um Kochsteingruben für ein Totenmahl oder um einen Verbrennungsplatz für Verstorbene (Ustrine) handelt, werden weitere Untersuchungen und die abschließende Dokumentation aller Funde klären. Diese wird meist in die Wintermonat verlegt und wird laut Matthias Lindemann bis Ende des Jahres anhalten.

Bereits zu Beginn der Grabungen Anfang Mai wurde im Umfeld der Hügel eine Siedlung der späteren Eisenzeit (550 v. Christus bis 0) entdeckt, was darauf hindeutet, dass dieser Ort auch noch Jahrhunderte später eine kulturelle Bedeutung hatte. Auch hier wurden alle Funde gesichert und dokumentiert. Danach wird die Fläche wieder verfüllt und eingeebnet. Deutlich betont wurde, dass die Funde keine Bebauung verhindern. „Es gibt keine Verzögerung im städtebaulichen Planungsprozess“, betonte Manuel Koenig, Leiter Grundstücksentwicklung bei der Landgesellschaft Schleswig-Holstein, die als Grundstückseigentümer die Kosten der Grabungen mit einem höheren sechsstelligen Betrag zu tragen hat.