Gemeinsam stark ist das Motto bei KIS zum Tag der Selbsthilfe und im Kino

Bad Segeberg (em). Gemeinsam stark ist das Motto zum ersten bundesweiten Tag der Selbsthilfe am Dienstag, 16. September. Wie kraftvoll die gemeinschaftliche Selbsthilfe wirken kann, zeigen die rund 120 Gruppen im Kreis Segeberg. „Jede von ihnen ist einzigartig. Alle haben zum Ziel, ihren Mitgliedern das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein mit ihren Fragen, Gefühlen und Wünschen“, sagt Sabine Ivert-Klinke von der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KIS). Am bundesweiten Mottotag lädt die KIS ab 16 Uhr zum Kaffeeklatsch in den Gruppenraum, Kurhausstraße 2 in Bad Segeberg ein.
Mit einem Info-Tisch und einigen Mitgliedern aus verschiedenen Gruppen ist die Selbsthilfe am Mittwoch, 17. September, im Kino CinePlanet5 in Bad Segeberg (Oldesloer Straße 34) vor Ort. Denn ab 19.30 Uhr wird der neue Film von Andrea Rothenburg „Reden und Reden lassen - Seelische Gesundheit und Selbsthilfe“ gezeigt. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit zur Diskussion. Regisseurin Rothenburg ist begeistert: „Die Selbsthilfe ist eine wichtige Säule des Gesundheitssystems. Wir dürfen in dem Film erleben, wie Menschen gemeinsam wachsen, sich gegenseitig stärken und anderen aufzeigen, dass die Diagnose einer psychischen Erkrankung keine Endstation sein muss.“
Die Filmproduzentin, Mitglieder aus einigen Gruppen und die KIS haben zum Tag der Selbsthilfe ein Pressegespräch angeboten. „Körperliche Beschwerden und das seelische Befinden hängen immer zusammen“, sagte Christine Wiechmann-Knop aufgrund ihrer Erfahrungen. Sie ist Mitglied der Fibromyalgie-Gruppe in Bad Bramstedt. Genauso sei es, bestätigen Mitglieder aus anderen Gruppen. „Wenn andere von ihren Erfahrungen erzählen, nützt es mir, weil ich nicht immer alles selbst ausprobieren muss“, ergänzt Ingo Beye aus der Parkinson Selbsthilfegruppe in Bad Segeberg. Die Symptome seien bei dieser neurodegenerativen Erkrankung vielfältig. „Einem fällt das Sprechen schwer, eine andere kann schlecht laufen. Bei uns treffen sich Gleichgesinnte, aber nicht Gleichbetroffene“, erklärt er.
Das sei in Gruppen für Menschen mit psychischen Erkrankungen auch so, bekräftigen Chelusa Gorges aus der Nachsorgegruppe und Jo Hausmann aus der ADHS-Gruppe in Bad Segeberg. Sie alle schätzen das Miteinander. In der vertrauten Runde würden sich alle ohne viele Worte verstehen. „Wir bewerten nicht, was andere erzählen“, betont Frau Gorges. Alle würden aufeinander achten und ansprechen, wenn der Eindruck entstünde, dass es einem Mitglied schlechter geht. Wie wichtig diese Funktion einer Selbsthilfegruppe sei, hätten auch die Protagonisten in ihrem Film erklärt, sagt Andrea Rothenburg. Alle sind sich einig, dass die regelmäßigen Treffen mit Erfahrungsexperten das Leben bereichern. Die Gruppenmitglieder wünschen sich, dass viele Interessierte den Film von Andrea Rothenburg anschauen, um ein realistisches Bild von der Selbsthilfe zu bekommen.
In den vergangenen zwei Jahren haben sich viele neue Gruppen gegründet, zu Themen wie Depressionen und Ängste, ADHS, Endometriose, Migräne, Einsamkeit und für pflegende Angehörige, um einige Beispiele zu nennen. Die KIS vermittelt nicht nur Interessierte in die Gesprächskreise. „Auf Wunsch begleite ich die meisten Gruppen in der Anfangsphase. Es ist schön zu erleben, wenn aus einem Kreis von Einzelpersonen eine echte Gemeinschaft wird. Wenn ich spüre, hier entsteht ein Wir-Gefühl, ist es für mich das Zeichen, mich aus der Gruppe zurückzuziehen“, berichtet Sabine Ivert-Klinke. Eine Behandlung oder Therapie könnten die Gruppen nicht ersetzen, aber sie können eine stabilisierende Wirkung im Leben der Teilnehmenden sein, meint die KIS-Koordinatorin.
„Wir wollen am Tag der Selbsthilfe plaudern, Neues aus den Gruppen hören. Wünsche an die KIS, beispielsweise für Veranstaltungen in 2026 dürfen auch angebracht werden. Wer bisher noch nicht in einer Gruppe war, kann dazu kommen oder gern bei KIS unter 0  45  51 / 30  05 anrufen“, sagt Ivert-Klinke. Freie Plätze gibt es in einigen Gruppen wie dem Netzwerk Klingelmal gegen Einsamkeit, der Migräne-Selbsthilfe in Norderstedt, der COPD-Selbsthilfe in Kaltenkirchen, Nachsorgegruppen für Menschen mit psychischen Problemen, Gruppen für Menschen mit Depressionen, der Gruppe für Pflegende Angehörige in Kaltenkirchen, dem Stammtisch Seelische Gesundheit und anderen. Es lohnt sich immer nachzufragen, weil möglicherweise schon eine Gruppe zum gewünschten Thema am Start ist.