Gemeinsam für mehr Sicherheit in der Erntezeit: Landmaschinen und Motorräder im Blick

Boksee (em). Während Schleswig-Holstein im Sommer mit vollen Straßen und strahlendem Wetter aufwartet, hat für die Landwirtschaft die intensivste Zeit des Jahres begonnen: die Ernte. Täglich sind dann große landwirtschaftliche Maschinen wie Traktoren und Mähdrescher auf Landstraßen unterwegs – oft gemeinsam mit Motorrädern, die bei gutem Wetter verstärkt fahren. Eine Kombination, die leider immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen führt.
Im Rahmen einer gemeinsamen Sommeraktion setzten der Bauernverband Schleswig-Holstein, der Landesverband der Lohnunternehmer SH und der ADAC Schleswig-Holstein ein starkes Zeichen für mehr Rücksicht und gegenseitiges Verständnis im Straßenverkehr – mit einem Praxistag auf dem Verkehrsübungsplatz in Boksee bei Kiel.
„43 Prozent aller Unfälle zwischen Motorrädern und landwirtschaftlichen Zugmaschinen passieren beim Abbiegen – das ist eine alarmierende Zahl, die uns zum Handeln auffordert“, sagt Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit Hans-Jürgen Kock, Präsident des Landesverbandes der schleswig-holsteinischen Lohnunternehmer, demonstrierte er vor Ort persönlich auf dem Motorrad typische Gefahrensituationen – und zeigte, wie schnell sich Fehleinschätzungen zu Unfällen entwickeln können.
Auch die aktuellen Untersuchungen der Unfallforschung der Versicherer (UDV) bestätigen: Unfälle mit Traktoren sind zwar selten, aber überproportional schwer. „Das Risiko für Motorradfahrende, bei einem Zusammenstoß mit einem Traktor schwer verletzt oder getötet zu werden, ist 56-mal höher als bei einem Unfall mit einem Pkw“, verdeutlichte Jörg Kirst, Leiter Technik und Verkehr beim ADAC Schleswig-Holstein. Die häufigsten Ursachen sind Fehler beim Abbiegen, Übersehen von Zweirädern oder zu frühes Einscheren nach dem Überholen durch Motorräder.
„Traktoren sind groß, schwer und in ihrer Sicht oft eingeschränkt – sie sind keine Verkehrshindernisse, sondern systemrelevante Fahrzeuge in ländlichen Regionen“, betont Jörg Kirst. „Wer überholt, muss mitdenken – denn Übermut kann hier schnell tragisch enden.“
Tipps für mehr Sicherheit im Ernteverkehr:
Für Motorradfahrende:
•  Niemals unübersichtlich oder knapp überholen.
•  Mit langsamem, aber häufigem landwirtschaftlichen Verkehr auf Landstraßen rechnen – besonders in der Erntezeit.
•  Auf verschmutzte Fahrbahnen achten – insbesondere in Kurven.
Für Autofahrende:
•  Sicherheitsabstand halten: Landmaschinen haben längere Bremswege und können plötzlich ausschwenken – besonders beim Abbiegen nach links.
•  Nicht drängeln oder provozieren: Traktoren sind oft langsam, aber nicht grundlos. Hektik und Ungeduld führen schnell zu gefährlichen Situationen.
•  Nur bei freier Sicht überholen: Wer sichergehen will, wartet lieber einen Moment länger. Viele Unfälle passieren beim riskanten Überholen – insbesondere an unübersichtlichen Stellen.
•  Blinksignale ernst nehmen: Ein Traktor blinkt nicht „aus Versehen“. Ein angekündigter Richtungswechsel sollte als solcher wahrgenommen und respektiert werden.
•  Fahrbahnverschmutzungen einkalkulieren: Erde, Stroh oder Erntegut auf der Straße können besonders in Kurven zur Rutschgefahr werden – also Tempo anpassen!
Für Fahrer von Landmaschinen:
•  Richtungswechsel frühzeitig und deutlich anzeigen.
•  Warntafeln, Beleuchtung und saubere Sichtflächen auch tagsüber nutzen.
•  Bei Gelegenheit Überholstellen ermöglichen – etwa durch kurzes Anhalten.
Sicher ankommen
gemeinsam handeln
Die beteiligten Verbände setzen nicht nur auf Aufklärung, sondern auch auf Dialog. Ziel ist es, ein Bewusstsein für gegenseitige Rücksichtnahme zu schaffen – gerade in Zeiten, in denen viele unterschiedliche Fahrzeugtypen aufeinandertreffen.
„Sicherheit im Straßenverkehr ist keine Einbahnstraße“, so Kirst. „Nur durch gegenseitiges Verständnis, Geduld und vorausschauendes Handeln können wir gemeinsam schwere Unfälle vermeiden.“
Fazit: Landmaschinen gehören zur Realität auf ländlichen Straßen – genau wie Pkw oder Motorräder. Wer defensiv fährt, aufmerksamer ist und Geduld zeigt, trägt entscheidend zur Vermeidung schwerer Unfälle bei.