Familie Goldstein und die Nazis

Redakteure vom Dienst

Sie haben eine interessante Geschichte? Kontaktieren Sie unsere Redakteure vom Dienst.

Gerald Henseler
Tel. 04551 - 99 00-30
Fax 04551 - 99 00-33
E-Mail

Dirk Marquardt
Tel. 04551 - 99 00-31
Fax 04551 - 99 00-33
E-Mail

von Dirk Marquardt

Familie Goldstein und die Nazis

Adolf Goldstein.

Bad Segeberg (mq). Im zehnten Heft der Reihe Der Nationalsozialismus in Bad Segeberg haben Axel Winkler und Hans-Werner Baurycza erneut die Biografie einer Familie in den Mittelpunkt gestellt. Louis Goldstein und seine Angehörigen dienen als Beispiel dafür, wie jüdische Mitbürger beruflich und finanziell ruiniert wurden. Zudem zeigen die Heimathistoriker auf, wie die Entschädigungspolitik in der Nachkriegszeit den Opfern kaum half.

Der Jude Louis Goldstein wurde 1870 in Schönlanke (Bezirk Posen) geboren und starb 1943 in Bad Segeberg. Der gelernte Bäcker ging 1890 nach Lübeck, heiratete dort seine christliche Luise und heuerte in der Brotfabrik in Fahrenkrug an. Die Kinder galten bei den Nazis als Halbjuden. Nach den Töchtern Anna, Bertha und Minna wurden später die Söhne Adolf (1912) und Emil (1914) geboren. Die Töchter heirateten und bekamen Kinder, gravierende Schikanen gegen ihre Familien sind nicht dokumentiert.

Anders erging es Adolf und Emil. Adolf war zunächst Musiker, dann wurde er Polizist in Lübeck. Nach den Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums am 7. April 1933 wurde er vom Dienst suspendiert. Auftritte als Musiker waren nur eingeschränkt  möglich, so dass er ab 1939 von der Unterstützung seiner Eltern lebte. Adolf Goldstein musste noch im Februar 1945 Zwangsarbeit in einem Lager im 400 Kilometer entfernten Zerbst leisten. In den Wirren der letzten Kriegstage brachte er sich in Sicherheit und kehrte nach Bad Segeberg zurück. Schon 1947 starb er, nachdem er aus dem Lager ein schweres Magenleiden mitgebracht hatte.

Emil Goldstein lernte Friseur, gründete in Fahrenkrug einen eigenen Salon, doch nachdem die Nazis gegen seinen Laden gehetzt hatten, musste er Geschäft und Haus verkaufen. Er zog nach Lübeck, erhielt aber im Mai 1944 die Aufforderung, ins Mischlingslager Wedel einzurücken. Vor dort aus wurde er zu schweren Aufräumarbeiten in Hamburg eingesetzt. Nach einem Leistenbruch kehrte er nach Bad Segeberg zurück, eröffnete nach dem Krieg als Meister einen Friseursalon in der Hamburger Straße und kämpfte in den Nachkriegsjahren mehr oder weniger erfolgreich um seine finanzielle Rehabilitation.

„Die Diskriminierung war in Bad Segeberg vorhanden, die Familie Goldstein ist sehr geschädigt worden“, sagt Axel Winkler. Deswegen ist es ihm und Hans-Werner Baurycza so wichtig, die Zeit des Nationalsozialismus in Segeberg darzustellen und zur Aufarbeitung beizutragen. Das Heft 10 Der Bäcker aus Fahrenkrug ist erhältlich in Bad Segeberg bei Basses Blatt, in den Buchhandlungen und bei Gummi Hamann (Asternweg 1). Es kostet vier Euro.z


Zurück