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von Gerald Henseler

Abenteuer vor der Haustür: Mit dem Esel durch Schleswig-Holstein

Seedorf (ohe). Dr. Walter Dörfler ist an diesem Morgen noch nicht weit gekommen, da stoppt schon das erste Auto neben ihm. „So einen möchte ich auch haben“, sagt der Mann im VW-Bus mit dem Berliner Kennzeichen. Oskar, der Esel, der Walter Dörfler begleitet, hat die Aufmerksamkeit des Fahrers geweckt. Walter Dörfler kennt das und beantwortet freundlich und ruhig alle Fragen. Oskar schaut sich schon einmal nach dem nächsten Grasbüschel um.

Vor vier Jahren kaufte sich Walter Dörfler den damals zweijährigen Eselhengst. Jetzt ist Oskar sechs und ein Wallach. Seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren ist der Archäologe mehrmals jährlich auf Tour mit seinem Esel. „Das Tier entschleunigt automatisch“, sagt Dörfler. Von Hamburg-Bergedorf zog Walter Dörfler jetzt mit seinem Esel durch das Basses-Blatt-Land in seine Heimat nach Raisdorf bei Kiel. 15 bis 20 Kilometer legen sie am Tag zurück. Überall an ihrem Weg wecken sie – oder zumindest Oskar – Aufmerksamkeit, wie in Gnissau. Hier kamen beide am Kindergarten vorbei und waren schnell von Mädchen und Jungen umringt. „Die Erzieherin hat mich noch zum Mittagessen eingeladen“, berichtet Walter Dörfler.

Die ersten drei Tage fallen dem Eselwanderer immer schwer. „Das ist die Durststrecke. Danach komme ich in den Flow“, sagt Dörfler. Dann beginnt die Entspannung richtig.

In der Hügellandschaft der Holsteinischen Schweiz hat Oskar gerade die Kuppe eines Hügels erreicht und bleibt stehen. Der Esel lässt den Blick über das Gerstenfeld mit Kornblumen in die Weite schweifen. Walter Dörfler tut es ihm nach. „Das macht Oskar immer so. Ich weiß nicht, was er dabei sieht, aber ich entdecke oft etwas, an dem ich sonst vorbeigegangen wäre“, sagt Walter Dörfler.

Die Wanderungen mit seinem Esel bezeichnet der Archäologe als Abenteuer vor der Haustür. Mit ausgedehnten Spaziergängen in der Nähe von Oskars Einstellplatz auf einem Eselhof hat Walter Dörfler die Touren vorbereitet. Übernachtungsmöglichkeiten findet er auf der Website www.1nitetent.com. Grundstücksbesitzer bieten hier ohne Gegenleistung einen Platz im Garten oder in der Natur zum Übernachten an. In Blomnath übernachteten Walter Dörfler und Oskar auf einem Trekkingplatz der Stiftung Naturschutz. Wildes Schleswig-Holstein heißt dieses Angebot, dem sich auch Ulrike und Jürgen Kaldewey angeschlossen haben. Auf dem Gelände ihres Meierhofes in Blomnath bieten sie Wanderern und Radlern einen Platz für die Nacht.

Walter Dörfler hat für Oskar immer einen kleinen Weidezaun dabei. Macht er Pause oder übernachtet, baut er für seinen Esel ein Paddock auf. Auf dem Meierhof gibt es fließend Wasser und einen Spaten für die Hinterlassenschaften.

Jeden Morgen kontrolliert Walter Dörfler das Gewicht seines Gepäcks. Dafür hat er immer eine Kofferwaage dabei. „Oskar soll nie mehr als 20 Prozent seines Eigengewichts tragen“, erklärt Walter Dörfler. Zwei Packtaschen hängt er an den Lastensattel des Esels. Beide sind bis auf wenige Gramm gleich schwer. Oskar hat sich an seine Maße als Packesel gewöhnt und steuert geschickt mit dem Gepäck um Hindernisse.

„Oskar ist neugierig“, sagt Walter Dörfler. Er ist sich sicher, dass Oskar immer gern auf den Wanderungen dabei ist.