70. Karl-May-Saison erfolgreich gestartet: Blutsbrüder überwinden Gräben

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von Katja Lassen

70. Karl-May-Saison erfolgreich gestartet: Blutsbrüder überwinden Gräben

Eine Szene mit Symbolkraft: Intchu-chuna (Joshy Peters) führt das heilige Ritual der Ahnen durch, bei dem Winnetou und Old Shatterhand die Blutsbrüderschaft schließen und Gräben überwinden wollen, die es zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe gibt.

Bad Segeberg (kf). Mit einer rundum gelungenen Karl-May-Premiere vor ausverkauften Rängen und ohne Regen startete die Kalkberg GmbH, mit Geschäftsführerin Ute Thienel an der Spitze, in ihre 70. Saison am Kalkberg. Den Startschuss für die diesjährige Inszenierung Winnetou I – Blutsbrüder gab Ministerpräsident Daniel Günther.

Erstmals wurden die mehr als 7.500 Besucher am Kalkberg von Karl May selbst begrüßt. Michael Stamp ließ den Autor der beliebten Romane zum Leben erwecken. Karl May, gespielt von Harald P. Wieczorek, gesteht dem Publikum, selbst nie im Wilden Westen gewesen zu sein. Seine Geschichten und die darin vorkommenden Personen entstammten lediglich seiner Fantasie. Er lud das Publikum ein, ihn auf seine Reise in den Wilden Westen zu begleiten. Es folgte dichter Nebel aus dem der junge Karl zum Vorschein kam der im Verlauf des Stücks Old Shatterhand genannt wird. Und schon befinden sich die Zuschauer mitten drin im ersten Abenteuer, in dem Winnetou (Alexander Klaws) und der Landvermesser Charly von Feinden zu Blutsbrüdern werden. Im Kampf Gut gegen Böse, kämpfen die Apachen gegen den Bau der Eisenbahn und damit gegen den geld- und goldgierigen Bösewicht Santer (Wolfgang Bahro) und sein Gefolge, zu dem auch Rattler (Dustin Semmelrogge) zählt. Auf die Seite des Bösen schlagen sich auch die Kiowas, deren Häuptling Tangua ebenso von Harald Wieczorek gespielt wird, wie Winnetous Lehrmeister Klekih-petra (weißer Lehrer). Drei Rollen in einem Stück spielen zu können, verdankt Harald Wieczorek seiner Erfahrung aus 44  Jahren bei den Karl-May-Spielen. Ansonsten dürfen sich die Zuschauer in diesem Jahr wieder auf ganz viel Action, Stunts, Feuer und Explosionen sowie eine neu gestaltete Kulisse, aber auch auf Romantik und Tragik freuen. So wurde der Kuss von der hübschen Nscho-tschi (Nadine Menz) und dem smarten Old Shatterhand (Bastian Semm) vom Publikum gefeiert. Kurz danach flossen vor allem bei den jüngsten Zuschauern Tränen, als das kurze Liebesglück mit dem tragischen Tod von Winnetous Schwester und seinem Vater, Häuptling Intschu-tschuna (Joshy Peters) endet.

Gags vom Kleeblatt

Doch wer jetzt glaubt, die Inszenierung sei zu traurig und schwermütig, der irrt, denn mit gewohnt gutem Wortwitz hat Autor Michael Stamp so manchen Gag ins Stück geschrieben, der die Zuschauer ebenso zum Lachen brachte, wie das berühmte Kleeblatt, das in Person von Sam Hawkins (Volker Zack), Will Parker (Livio Cecini) und Dick Stone (Stephan A. Tölle) dafür sorgte, dass der Humor nicht zu kurz kam.

Es gab aber auch wieder den Gänsehautmoment, wenn Winnetou zu Old Shatterhand sagt: „Lass uns reiten Bruder“ und die beiden zur unverkennbaren Melodie von Komponist Martin Böttcher durch die Arena reiten und das Gute am Ende doch wieder siegt.

Quasi doppelte Premiere feierte Nikolas König, der erstmals Regie führte. Er schuf reichlich Publikumsnähe, indem er die Gänge zwischen den Rängen häufiger für Dialoge und Reitszenen ins Stück einbaute.

Das große Feuerwerk fiel wegen der Trockenheit aus, dafür sang Alexander Klaws seine Ballade You‘ll never walk alone. Klaws war sichtlich erleichtert, Song und Premiere erfolgreich abgeliefert zu haben. Im vergangenen Jahr fiel er krankheitsbedingt aus und musste von Sascha Hödl vertreten werden, der diesmal als Pida, der Dunkle Hirsch, und damit als Häuptlingssohn der Kiowas am Kalkberg reitet.

Möglichen Kritikern, die den Karl-May-Spielen kulturelle Aneignung, Rassismus oder mangelnden Respekt vorwerfen, nahm Geschäftsführerin Ute Thienel gleich zu Beginn den Wind aus den Segeln. Dieser wehte in der Kalkbergarena übrigens aus Nord bei Nordwest, wie Stephan A. Tölle im Stück verriet. „Schaut auf die Farbe der Herzen und nicht auf die Farbe der Haut“, sagt Winnetou auf der Freilichtbühne. „Dem ist nichts hinzuzufügen“, sagte Ute Thienel. Das Publikum zollte ihre Worte mit tosendem Applaus. In den vergangenen 70 Jahren kamen 13 Millionen Zuschauer zu den Karl-May-Spielen. Viele von ihnen sind sich mit den Premierenbesuchern einig: „Wir kommen wieder.“


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